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Die Siebenbürger Sachsen - chronologischer Überblick 

Die Siebenbürger Sachsen sind neben den Deutschbalten die älteste deutsche Siedlergruppe im östlichen Europa.
Im Laufe der Jahrhunderte haben die Siebenbürger Sachsen, im Zusammenwirken mit anderen Ethnien und Kulturen, eine eigenständige politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung erfahren und entfaltet, eigene Dialekte entwickelt und die deutsche Sprache bewahrt.

12. Jh.
Privileg („Goldener Freibrief“) von König Andreas II. für die Siebenbürger Sachsen, mit wichtigen Vorrechten: Persönliche Freiheit, Selbstverwaltung, eigene Gerichtsbarkeit, Eigenkirchlichkeit u.a.

13.-14. Jh.
Gründung der Städte Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Brasov, Schäßburg/Sighisoara, Mühlbach/Sebes, Bistritz/Bistrita, Klausenburg/Cluj und anderer, in denen Handel und Handwerk gedeihen, sich Bildung und Kultur entwickeln.

15.-16. Jh.
Bedrohung durch das Osmanische Reich, wiederholte Türkeneinfälle, Ummauerung der Städte und der Kirchen (spezifisches Verteidigungssystem von rund 300 Wehrkirchen/Kirchenburgen).

1486
Gründung der Sächsischen Nationsuniversität/Universitas Saxonum als gemeinsames Selbstverwaltungsgremium aller freien Siebenbürger Sachsen, oberste Gerichtsinstanz und mit militärischen Befugnissen in der Landesverteidigung, geführt vom Sachsengrafen/Comes Saxonum Sie wird erst 1876 aufgelöst.


1541-1699
Fürstentum Siebenbürgen unter osmanischer Oberherrschaft: Die Siebenbürger Sachsen bilden einen der drei Stände des Staates, beteiligen sich an der Fürstenwahl, der Gesetzgebung (mit Vetorecht) und der Landesverteidigung.

1550
Die Siebenbürger Sachsen treten im Zuge der Reformation geschlossen zum Luthertum über („Kirchenordnung aller Deutschen in Siebenbürgen“). Zusammen mit den anderen Religionsgemeinschaften entwickeln sie ein System der gegenseitigen Toleranz (1568: Edikt von Thorenburg/Turda), das damals einzigartig in Europa ist.

1583
Statuta oder Eygen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen“ wird gedruckt und ist Grundlage der Rechtsprechung

1691
Leopoldinisches Diplom – Nach der österreichischen Besetzung Siebenbürgens im Zuge des Großen Türkenkrieges (1683-1699) anerkennt Kaiser Leopold I. den Sonderstatus Siebenbürgens, die Vorrechte seiner Stände sowie die Religionsfreiheit im Fürstentum Siebenbürgen.

1699
Frieden von Karlowitz/Karlovci: Völkerrechtliche Anerkennung des Anschlusses Siebenbürgens an die Habsburgermonarchie.

1765
Gründung des Großfürstentums Siebenbürgen im Rahmen der Habsburgermonarchie.

1867
Österreichisch-ungarischer Ausgleich, Siebenbürgen gehört nunmehr zur ungarischen Reichshälfte der Doppelmonarchie. Die Siebenbürger Sachsen haben sich der Magyarisierungstendenzen zu erwehren, erleben aber auch eine neue wirtschaftliche Blüte.

1918
in Karlsburg/Alba Iulia wird der Anschluss Siebenbürgens an das Königreich Rumänien proklamiert; völkerrechtlich wird der Anschluss durch den Vertrag von Trianon (1920) sanktioniert. Die Siebenbürger Sachsen müssen sich gegen Rumänisierungstendenzen wehren, wirtschaftliche Einbußen insbesondere durch die Agrarreform (1921), allerdings ist die deutsche Minderheit im Parlament vertreten. Nationalsozialistische „Erneuerungsbewegungen“ finden Zuspruch.

1940
Anerkennung der Nationalsozialistischen Deutschen Volksgruppe in Rumänien  als Vertretung der deutschen Minderheit durch den rumänischen Staat. Während des Zweiten Weltkriegs werden die Siebenbürger Sachsen in das rumänische und ab 1943 (Vertrag Hitler-Antonescu) auch ins deutsche Heer bzw. die Waffen-SS einberufen. Zahlreiche Soldaten fallen oder werden verwundet.

1944
Rumänien wechselt die Fronten, die Rote Armee besetzt das Land, die kommunistische Machtergreifung wird vorangetrieben. Den Rumäniendeutschen werden die bürgerlichen Rechte aberkannt, 1945 erfolgt die Deportation arbeitsfähiger Männer und Frauen zur „Wiederaufbauarbeit“ in die Sowjetunion.


1949
Gründung der Landsmannschaft (heute: Verband) der Siebenbürger Sachsen als politische Interessenvertretung der in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen; zahlreiche wissenschaftliche, kulturelle, soziale, kirchliche Vereine sowie Heimatortsgemeinschaften nehmen ihre Arbeit wieder auf oder werden gegründet. Der Hilfsverein „Johannes Honterus“ erwirbt Schloss Horneck und richtet das „Heimathaus Siebenbürgen“ mit Altenheim, Museum und Bibliothek ein.

1965
Proklamation der Sozialistischen Republik Rumänien. Unter Partei- und Staatschef Nicolae Ceausescu  werden – nach einer kurzen Phase der Liberalisierung -  die kommunistischen Machstrukturen gefestigt, eine überhitzte Industrialisierung durchgeführt, die Bildung einer einheitlichen sozialistischen (rumänischen) Nation vorangetrieben. Immer mehr Siebenbürger Sachsen siedeln nach Deutschland aus,  insbesondere nach Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik (1967).

1989
„Revolution“ gegen die kommunistische Herrschaft, Ausrufung der Republik Rumänien. Es setzt ein Massenexodus der Rumäniendeutschen ein. Die Verbliebenen organisieren sich noch 1989 im „Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien“.

2007
Rumänien wird Mitglied der Europäischen Union, Hermannstadt/Sibiu zusammen mit Luxemburg Europäische Kulturhauptstadt. Deren seit 2000 amtierender Bürgermeister Klaus Werner Johannis, ein Siebenbürger Sachse, wird 2014 zum Staatspräsidenten der Republik Rumänien gewählt.

Die Siebenbürger Sachsen heute
Ca. 200.000 Siebenbürger Sachsen leben heute in Deutschland, ein geringer, aber sehr aktiver Teil lebt in Rumänien, weitere in Österreich, den USA, Kanada und anderen Ländern.
Die Siebenbürger Sachsen wirken heute, wie früher, als Vermittler zwischen den Ethnien und Kulturen Siebenbürgens und als Brückenbauer zwischen Ost und West.




Quelle: Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V.
Schloß Horneck
74831 Gundelsheim